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Abstract

In den letzten Jahrzehnten erfahren neue landwirtschaftliche Organisationsformen international eine wachsende Aufmerksamkeit, in denen einzelne landwirtschaftliche Unternehmen vertikal oder horizontal in größeren Unternehmensverbünden (Holdings) integriert sind. Trotz der wachsenden Evidenz der Entstehung solcher Organisationsmodelle befinden sich Forschung und theoretische Reflexion dieser Dynamiken zumindest in Deutschland noch sehr am Anfang. Vor diesem Hintergrund befasst sich der Beitrag mit „Agriholdings“ als neuem organisatorischem Muster, das vor allem in den ostdeutschen Bundesländern an Bedeutung gewinnt. Zur Erklärung des Phänomens greifen wir den Ansatz des neuen (soziologischen) Institutionalismus auf, der die Entstehung neuer Organisationsformen als einen kulturellen Wandel begreift. Die Wahl der Organisationsform wird demnach nicht, wie die meisten Theorien des agrarstrukturellen Wandels unterstellen, durch deren relative Wettbewerbsfähigkeit bestimmt, sondern durch das Bedürfnis nach Legitimation, welche die Organisationen aus ihrer Umwelt (dem Organisationsfeld) beziehen. Sie greifen dabei auf Organisationsmuster zurück, die in ihrer Umwelt als rational und damit als „legitim“ gelten können. Die theoretischen Annahmen des neuen (soziologischen) Institutionalismus werden in Unternehmensfallstudien, die in drei Regionen Ostdeutschlands durchgeführt wurden, weitgehend bestätigt. Dieser theoretische Zugang und die darauf aufbauenden soziologischen Feldtheorien erscheinen daher als vielversprechender Weg zur Analyse der aktuellen agrarstrukturellen Entwicklungen. Die Analyse der neuen landwirtschaftlichen Organisationsformen legt zudem nahe, dass es wichtig ist, die in der Debatte dominierende Dichotomie von Familien- und industrieller Landwirtschaft empirisch zu hinterfragen. Die Vielfalt der neu aufkommenden, oft hybriden Organisationsformen in der Landwirtschaft muss differenzierter betrachtet werden.

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