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Abstract
Die Landwirtschaft ist durch körperlich beanspruchende Tätigkeiten gekennzeichnet. Zwar hat die Mechanisierung in den letzten Jahrzehnten für erhebliche Arbeitserleichterungen ge-sorgt, doch nicht in allen Bereichen ist eine ausreichende Mechanisierung technisch zu reali-sieren oder, z.B. bedingt durch eine zu geringe Betriebsgröße, rentabel. Die mit nicht-mecha-nisierten Arbeitsabläufen einhergehenden körperlichen Belastungen können sich positiv auf die körperliche Fitness auswirken, jedoch auch erhebliche gesundheitliche Beeinträchtigun-gen hervorrufen. Hinzu kommt eine Vielzahl von Verletzungsgefahren, unter anderem auf-grund des Umgangs mit Tieren, chemischen Stoffen und Maschinen. Des Weiteren sind Landwirte täglich an ihrem Arbeitsplatz einem erheblichen Stress ausgesetzt. Da gerade in der Landwirtschaft das Arbeiten über das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus fast als Standard anzusehen und das Durchschnittsalter der Arbeitskräfte relativ hoch ist, besitzt ein betriebli-ches Gesundheitsmanagement eine hohe Bedeutung. Bislang ist wenig über die Belastungssi-tuation in der Landwirtschaft, einzelbetriebliche Maßnahmen, die die Arbeit in der Landwirt-schaft erleichtern und die Gesundheit der Arbeitskräfte fördern, sowie das Verständnis der Landwirte von einem betrieblichen Gesundheitsmanagement bekannt. Um diese Forschungs-lücke zu schließen, wurde eine Online-Umfrage bei 354 Landwirten durchgeführt. Die Ergeb-nisse zeigen, dass sich die deutschen Landwirte überwiegend mit Fragen des Gesundheitsma-nagements beschäftigen; das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der körperlichen Gesundheit. 80 % der Befragten identifizieren die hohe Arbeitsintensität als bedeutsame Krankheitsursa-che; rund 73 % nennen die politischen und gesetzlichen Rahmenbedingungen als eigenen Be-lastungsfaktor. In der Tierhaltung werden von fast 70 % der befragten Betrieben arbeitser-leichternde Maßnahmen genutzt, im Weinbau, im Ackerbau, bei der Erzeugung erneuerbarer Energien sowie im Anbau von Obst und Gemüse liegt die Nutzung zwischen 80 % und 85 %, im Wald bei fast 60 % und bei den Bürotätigkeiten bei etwa 75 %. Während einige Befragte die Relevanz eines betrieblichen Gesundheitsmanagements nicht sehen, haben andere die Förderung der Gesundheit nicht nur für sich selbst als wichtig, sondern auch in ihrer Bedeu-tung als Managementinstrument für die Arbeitskräftesicherung erkannt. Die empirischen Er-gebnisse verdeutlichen Ansatzpunkte für die Weiterentwicklung des betrieblichen Manage-ments sowie der landwirtschaftlichen Beratung.