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Abstract

In diesem Beitrag wird das sich wandelnde Verhältnis von Landwirtschaft und ländlichen Gemeinden in einer Untersuchungsregion im Nordosten Deutschlands analysiert. Der Fokus liegt hierbei auf dem „kommunalen Feld“, d. h. den lokalen Netzwerkstrukturen, in denen auf lokaler Ebene Konflikte reguliert, Handlungen koordiniert und kollektive Handlungen organisiert werden (Sharp, 2001). Es wird argumentiert, dass die Fähigkeit des kommunalen Feldes zum kollektiven Handeln von seiner Struktur und den seinen Akteuren zur Verfügung stehenden Ressourcen bestimmt wird. Diese werden sowohl durch den agrarstrukturellen Wandel als auch durch den Wandel der ländlichen Ökonomie und der Bevölkerungsstrukturen beeinflusst. Eine Analyse des Wandels, die das „kommunale Feld“ im Blick hat, muss daher beide Dynamiken im Blick haben. Ausgehend von diesen theoretischen Überlegungen werden die gesellschaftlichen Transformationsprozesse in einer Untersuchungsregion von sieben ländlichen Gemeinden im Nordosten Deutschlands beschrieben und ihre Auswirkungen auf das „kommunale Feld“ beschrieben. Die Untersuchung ist Teil eines größeren Forschungsvorhabens, das die Frage untersucht, welche Folgen die wachsende Zahl von Betriebsübernahmen durch überregional aktive Investoren für die ländlichen Räume hat. Die Ergebnisse beschreiben für die Untersuchungsregion einen fundamentalen Wandel der ländlichen Gesellschaft, der sich seit der deutschen Einheit in einer fast über 25 Jahre anhaltenden Arbeitsmarktkrise vollzogen hat, deren mögliches Ende sich erst in den letzten Jahren abzeichnet. In Folge der Krise erscheinen die tragenden zivilgesellschaftlichen Strukturen in den Gemeinden noch eher schwach, den Kommunen mangelt es an finanziellen Ressourcen und es ist zu einer Umverteilung von Vermögen zu wenigen Akteuren gekommen. Trotz ihres deutlich geschrumpften wirtschaftlichen Stellenwerts und einer wachsenden „Distanz“ der lokalen Be- völkerung zur Landwirtschaft stützen die erfolgreichen, großen Landwirtschaftsunternehmen in den meisten Untersuchungsgemeinden auf vielfältige Weise die ökonomisch schwachen Kommunen und auch die Zivilgesellschaft. Das „kommunale Feld“ ist daher vor allem um Bewältigung minimaler Notwendigkeiten bemüht und erscheint in der Regel zu schwach entwickelt, um eigene, integrierende lokale Entwicklungsstrategien zu entwerfen und umzusetzen.

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