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Abstract

In Winzergenossenschaften bestehen Informationsasymmetrien, die von Mitgliedern durch opportunistisches Verhalten ausgenutzt werden können (SCHREYÖGG, 2003). Mitglieder und Geschäftsführer begleiten verschiedene Rollen. Bei Anwendung der Prinzipal-Agenten-Theorie auf die Unternehmensform Genossenschaft, wird deutlich, dass in dieser Mitglied und Geschäftsführung eine Doppelfunktion ausüben (EILERS & HANF, 1999). Dadurch entstehen Konflikte zwischen den Parteien, da beide gegensätzliche Interessen verfolgen. Dies hat Auswirkungen auf die Qualität. Mitglieder versuchen unter Einhaltung der Mindestanforderungen an die Qualität, den maximalen Ertrag zu erzielen. Die Annahme, dass eine klare Rollenverteilung notwendig ist, um hohe Qualitäten zu produzieren, wurde nach der Methode der comparative case studies nach DUL & HAK (2008) bei drei qualitätsführenden Winzergenossenschaften überprüft und konnte größtenteils bestätigt werden. Zwei der Geschäftsführer gingen explizit auf die Problematik der Doppelten-Prinzipal-Agenten-Theorie ein. In den Befragungen wurde deutlich, dass das Mitglied als Agent von der Geschäftsführung – dem Geschäftsführer, dem Kellermeister und dem Vorstandsvorsitzenden – als Prinzipal kontrolliert und motiviert wird. Die Geschäftsführung wird von dem Vorstand und dem Aufsichtsrat jährlich kontrolliert und hat eingeschränkte Entscheidungskompetenzen. Die Zusammenarbeit von Vorstandsvorsitzenden und Geschäftsführer wurde stark thematisiert. In den befragten Winzergenossenschaften werden Entscheidungen regelmäßig abgestimmt und werden so von dem Management getragen. Es wird versucht, die Genossenschaft als eigenständiges Unternehmen nach HELMBERGER & HOOS (1962, S. 275) weiterzuentwickeln. In den Winzergenossenschaften bestehen sehr detaillierte Anreizsysteme, die die Mitglieder motivieren, hohe Qualitäten zu produzieren (EILERS & HANF, 1999). Außerdem sind die befragten Geschäftsführer der Meinung, dass Mitgliedermotivation nicht nur durch monetäre Anreize, sondern auch durch den Aufbau von Vertrauen der Mitglieder in die Geschäftsführung ausgelöst wird. ISELBORN ET AL. (2014) formulieren nach HANF und SCHWEICKERT (2007) einen neuen Lösungsansatz, der die Bildung von strategischen Mitgliedergruppen vorsieht, welcher in den untersuchten Winzergenossenschaften nicht umgesetzt wurde. Die getroffene Annahme, dass eine klare Rollenverteilung vorliegen muss, um hohe Qualitäten zu produzieren, konnte mit den drei Fallstudien bestätigt werden. Weiterer Forschungsbedarf besteht in der Konfirmation der aus den bisherigen Erkenntnissen abgeleiteten Aussagen zum Zusammenhang von Rollenverteilung und Qualitätsmanagement in Winzergenossenschaften. Zusammenfassend konnte gezeigt werden, dass in allen drei Genossenschaften implizite und explizite Mechanismen Anwendung finden, um die Probleme der Doppelten-Prinzipal-Agenten-Problematik zu minimieren.

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