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Abstract
Zusammenfassung
In den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen wird der Gartenbausektor nur sehr eingeschränkt
erfasst. So ist er in Abschnitt A der Klassifikation der Wirtschaftszweige Teil der
Landwirtschaft. Explizit ausgewiesen werden hier die Erzeugung von Obst, Gemüse,
Zierpflanzen und Baumschulware. Darüber hinaus werden der Garten- und Landschaftsbau
und die Friedhofsgärtnereien in Abschnitt N als sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen
direkt erhoben. Damit werden zwar bedeutende, aber nicht alle wichtigen Wirtschaftszweige
der gartenbaulichen Wertschöpfungskette in der amtlichen Statistik
ausgewiesen. Die Beispiele Groß- und Einzelhandel mit gärtnerischen Erzeugnissen, deren
Verarbeitung oder die Agrarchemie mögen dies verdeutlichen.
Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel dieser Untersuchung, die wirtschaftliche Bedeutung
des gesamten Gartenbausektors in Deutschland zu bestimmen. Dafür sollen neben
den Wirtschaftszweigen, die dem Gartenbausektor komplett zugerechnet werden können,
auch die gärtnerischen Anteile in den Wirtschaftszweigen identifiziert werden, die mit
dem Gartenbausektor in der gärtnerischen Wertschöpfungskette verflochten sind.
Die Untersuchung stützt sich auf das Konzept der Produktionscluster. Der Produktionsgartenbau
bildet dabei den Clusterkern. Die diesem Kern in der Wertschöpfungsket te vorund
nachgelagerten Wirtschaftszweige formen das Clusterumfeld. Als Indikator für die
Messung der wirtschaftlichen Bedeutung des Gartenbausektors wird an erster Stelle die
Bruttowertschöpfung herangezogen. Darüber hinaus wird aufgrund seiner gesellschaftspolitischen
Bedeutung auch die Beschäftigung ermittelt. Ergänzend werden, trotz eingeschränkter
Aussagekraft im Kontext dieser Studie, die Indikatoren Umsatz und Produkt ionswert
verwendet, da sie im politischen und administrativen Raum häufig genutzt
werden. Die Untersuchung basiert auf Daten aus dem Jahr 2008.
Im Gartenbaucluster wird eine Bruttowertschöpfung von knapp 20 Mrd. Euro erwirtschaftet.
Damit liegt der Anteil des Gartenbausektors an der Bruttowertschöpfung in Deutschland
bei unter 1 %. In den dem Clusterkern Produktionsgartenbau nachgelagerten Wirtschaftszweigen
werden von der gesamten Bruttowertschöpfung des Gartenbauclusters
82 % erarbeitet, in den vorgelagerten hingegen nur knapp 3 %. Die wichtigsten Wirtschaftszweige
sind bezogen auf die Bruttowertschöpfung der Einzelhandel (4,6 Mrd. Euro,
23 % des Gartenbauclusters) und der Großhandel (3,1 Mrd. Euro, 16 %). Hierbei ist zu
berücksichtigen, dass ein großer Teil der Bruttowertschöpfung, insbesondere bei Obst und
Gemüse, auf Importe zurückzuführen ist. Alle Gartenbausparten zusammen erzielen eine
Bruttowertschöpfung von 7,7 Mrd. Euro (39 %). Davon steuern der Garten- und Landschaftsbau
3,3 Mrd. Euro (16,5 %), der Facheinzelhandel 1,6 Mrd. Euro (8 %) und der
Friedhofsgartenbau 0,3 Mrd. Euro (2 %) bei. Dies zeigt die herausragende Stellung des
Garten- und Landschaftsbaus innerhalb der gärtnerischen Sparten. Der Produktionsgartenbau
erwirtschaftet mit den Sparten Obst, Gemüse, Zierpflanzen/Stauden und Baumschulen
eine Bruttowertschöpfung von knapp 2,5 Mrd. Euro (12,5 %).
ii Zusammenfassung
Mit Blick auf die Beschäftigung zeigen die Ergebnisse, dass etwa 715.000 Personen im
Gartenbausektor tätig sind. Damit können etwa 1,8 % aller Beschäftigten in Deutschland
dem Gartenbausektor zugeordnet werden. Der Produktionsgartenbau zählt davon rund
98.000, der Garten- und Landschaftsbau 100.000 (beide jeweils ca. 14 % des Gartenbausektors),
der gärtnerische Fachhandel etwa 90.000 (13 %) und der Friedhofsgartenbau gut
13.000 Beschäftigte (2 %).
Die weiteren Analysen zeigen, dass im Gartenbausektor ein Umsatz von gut 81 Mrd. Euro
erwirtschaftet wird. In den nachgelagerten Wirtschaftszweigen werden davon mehr als
90 % erzielt. Hierzu tragen insbesondere der Einzelhandel mit einem Anteil von 33 %
(26 Mrd. Euro) und der Großhandel mit 31 % (25 Mrd. Euro) bei. Die vorgelagerten Wirtschaftszweige
haben mit einem Umsatzanteil von rund 2 % (1,6 Mrd. Euro) im Vergleich
dazu eine nur geringe Bedeutung. Von den gärtnerischen Sparten generiert der Gartenund
Landschaftsbau mit knapp 6 Mrd. Euro den höchsten Umsatz (7,3 % des Umsatzes
des Clusters). Der gärtnerische Facheinzelhandel trägt einen Umsatz von 5,4 Mrd. Euro
bei (6,6 %). Der Produktionsgartenbau erwirtschaftet einen Umsatz von insgesamt
4,9 Mrd. Euro (6,0 %), der Friedhofsgartenbau 0,6 Mrd. Euro (0,8 %). Davon hat der Gemüsebau
einen Beitrag von etwa 1,8 Mrd. Euro (2,3 %-Punkte), der Zierpflanzenbau samt
Staudenbau circa 1,5 Mrd. Euro (1,9 %), die Baumschulen ungefähr 1,2 Mrd. Euro
(1,4 %), und der Obstbau 0,4 Mrd. Euro (0,5 %).
Bei der Interpretation der Ergebnisse ist zu berücksichtigen, dass die Datengrundlage unzureichend
war. Um das Gartenbaucluster in dieser Studie umfassend abbilden zu können,
mussten an vielen Stellen Annahmen getroffen werden. Eine vielfach verwendete Grundannahme
ist die der Proportionalität zwischen bekannten und gesuchten Größen. Diese
Annahme ist stark vereinfachend, aber vor dem Hintergrund des Ziels dieser Studie, den
Gartenbausektor entlang seiner Wertschöpfungskette umfassend abzubilden, unumgänglich.
Trotz dieser Einschränkungen können die Ergebnisse dieser Studie für die gartenbauliche
Bruttowertschöpfung in den analysierten Wirtschaftszweigen sowie die entsprechenden
Umsätze als fundierte, aussagekräftige Schätzung angesehen werden. Demgegenüber
ist die Quantifizierung der Beschäftigung eher grob und gibt lediglich erste Anhaltspunkte.
Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass die ermittelten Ergebnisse umso weniger
belastbar sind, je geringer die Anteile des Gartenbauclusters an den untersuchten Wirtschaftszweigen
sind.
Ausgehend von den Erfahrungen bei der Erarbeitung dieser Studie erscheint es sinnvoll,
die amtliche Statistik in Zukunft breiter aufzustellen, um entsprechende Analysen auf ein
festeres Fundament stellen zu können. Dies gilt zum einen für die vielen Statistiken, in
denen nur bis zur Landwirtschaft differenziert wird. Hier wären Angaben zum Pflanzenbau
und zu den gärtnerischen Produktionssparten wünschenswert. Zum anderen sind die
Warenströme von Baumschulerzeugnissen, Schnittblumen und Zierpflanzen zu nennen,
die in der Statistik ebenfalls nur sehr dürftig erfasst werden. Informationen über den Außer-
Haus-Verzehr von Obst und Gemüse fehlen komplett.