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Abstract
Der Transformationsprozess Russlands von einer zentralstaatlich geplanten Volkswirtschaft
hin zu einer Marktwirtschaft nach westlichem Vorbild liefert eine aufschlussreiche Fallstudie
über die von William Baumol (1990) vertretene These der institutionellen Steuerbarkeit von
produktivem Unternehmertum durch einen unabhängigen und wohlmeinenden Staat (Journal
of Political Economy 98, S. 893-921). Entgegen Baumols Annahme von der Konstanz des
Unternehmertums in Raum und Zeit gibt es empirische und historische Hinweise, dass die
Verbreitung von unternehmerischen Eigenschaften und Verhalten in Russland deutlich geringer
ist als in anderen Ländern. Im Transformationsprozess nahmen politische Unternehmer
nicht nur aktiv an der Ausgestaltung der institutionellen Regeln teil (etwa bei der Privatisierung
von Staatsunternehmen), sondern schufen sich durch stark vertikal integrierte Industrieverbünde
von ihnen selbst kontrollierte quasi-staatliche Strukturen.