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Abstract
Die gesellschaftliche Akzeptanz landwirtschaftlicher Nutztierhaltungsverfahren hängt maßgeblich mit dem wahrgenommenen Maß an Tierwohl zusammen und ist in den vergangenen Jahren rückläufig. Bedenken bestehen auch gegen den Einsatz von Technik in der Tierhaltung. Wenig bekannt ist bisher, wie Landwirte den Zusammenhang von Tierwohl und Technik der Tierhaltung sehen. In Fokusgruppendiskussionen und Tiefeninterviews mit Schweinehaltern wurden mit einem qualitativen Forschungsansatz die Sichtweise von Landwirten auf Tierwohl und Möglichkeiten einer Tierwohlverbesserung durch Technik diskutiert. Die Daten wurden inhaltsanalytisch aufbereitet, strukturiert und ausgewertet. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass Landwirte aus rational-ökonomischen, aus persönlich-identitätsbezogenen und aus emotional-relationalen Motiven ein starkes Interesse an Tierwohl auf den eigenen Betrieben zeigen. Der Einsatz von Technik in der Nutztierhaltung wird in erster Linie als Anpassungsstrategie an wirtschaftliche Rahmenbedingungen gesehen. Konkret auf Fütterungstechnik, Klimatechnik, Stalleinrichtungstechnik sowie Technik für Beschäftigung bezogen, sehen Landwirte Einflussmöglichkeiten auf Gesundheit, Leistung und Verhalten der Tiere, die im Sinne des Tierwohls nutzbar sind. Technik bedeutet für Landwirte eine Entlastung bei der Steuerung situativer Haltungsbedingungen und der Versorgung der Tiere. Zugleich übernimmt Technik eine Kontrollfunktion durch die Messung und Dokumentation tier- und stallbezogener Daten. Die Ergebnisse zeigen, dass eine umfassende Bewertung von Technik zur Verbesserung von Tierwohl durch einen engen ökonomisch-rationalen Kostenbegriff aus Landwirtesicht nicht ausreichend ist. Vielmehr zeigt sich, dass die Bewertung von Technik für Tierwohl auch die persönlich-identitätsbezogenen und emotional-relationalen Kosten der Tierhalter mitberücksichtigen sollte. Diese umfassendere Sicht bietet auch Ansatzpunkte für die Schaffung einer gesellschaftlich stärker akzeptierten Nutztierhaltung.