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Abstract

Kurzfassung In diesem Bericht werden die Zwischenergebnisse der Begleitforschung 2012 bis 2013 zum Modellvorhaben LandZukunft des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) vorgestellt. Das Modellvorhaben läuft von 2012 bis Ende 2014 in vier aus ursprünglich 17 Landkreisen ausgewählten peripheren Regionen und verfolgt drei Kernziele: Erstens die Aktivierung sogenannter unternehmerischer Menschen für die Regionalentwicklung, zweitens die Erprobung des Instrumentes des Regionalbudgets und anderer neuer Finanzierungsinstrumente und drittens das Austesten der politischen Steuerung über individuell vereinbarte und vertraglich festgeschriebene Ziele. Darüber hinaus erhofft sich das BMEL von dem Modellvorhaben neue Erkenntnisse und Ideen, die auch in anderen Regionen übernommen werden können. Die Begleitforschung konzentriert sich in der ersten Phase auf die angestoßenen Beteiligungsprozesse und ihre Steuerung. Untersucht wird vor allem, wie sich der Wettbewerbsansatz sowie der Ansatz des „Steuerns über Ziele“ und die damit verbundene Stärkung regionaler Entscheidungsfreiheit auf die ländlichen Entwicklungsprozesse auswirken. Ein weiterer Schwerpunkt liegt zu diesem frühen Zeitpunkt der Umsetzung auf der Frage, inwiefern es gelingt, neue Akteure zu mobilisieren, welche individuellen und institutionellen Faktoren dabei eine Rolle spielen und welche Auswirkungen die Beteiligung auf ausgewählte Ziele und Projekte hat. Die Untersuchung beruht auf insgesamt 184 leitfadengestützten Interviews mit den Kreisverwaltungen und den begleitenden Büros in den 17 Wettbewerbsregionen und mit den meisten an LandZukunft beteiligten Akteuren in den vier ausgewählten Regionen. Ergänzend werden Dokumente zur Strategie der Regionen und zu den neu geschaffenen Organisationsstrukturen sowie Protokolle eigener teilnehmender Beobachtungen bei Sitzungen und anderen Treffen ausgewertet.Die Auswertungen zur Wettbewerbsphase zeigen deutlich das schwer zu überwindende Spannungsfeld zwischen dem Wunsch, einerseits umsetzbare und verlässliche Strategien zu fördern und andererseits durch die Eröffnung zusätzlicher Freiräume innovative Projekte und neue Förderansätze anzustoßen. Die Untersuchung der Steuerungssysteme in den vier ausgewählten Modellregionen bestätigt, dass Offenheit in der Förderung Beteiligung und Innovation ermöglicht, aber gleichzeitig die Durchsetzung von Partialinteressen erleichtert, die Gefahr fehlgeschlagener Projekte birgt und hohe Kosten in der Koordination von Entscheidungen unter Unsicherheit produziert. Die Steuerung über Ziele dient zwar der demokratischen Legitimation, erzeugt aber Probleme wegen hoher Anforderungen an die Kommunikation zwischen den Beteiligten, weil innovationsfreundliches Experimentieren aufgrund von Anlastungsrisiken unterbleibt und weil manche Akteure angesichts der komplizierten Prozesse von vornherein ausgeschlossen sind. Die genauere Untersuchung der Beteiligung neuer Akteure zeigt, dass Förderprogramme wie LandZukunft voraussetzungsvoller sind als oft gedacht. Erfolgreich sind oft vor allem die, die die Erfahrungen, das Wissen sowie Kontakte und Ressourcen mitbringen, die man benötigt, um mit den Anforderungen von Förderprozessen wie LandZukunft umzugehen.Die kontrollierte Verlagerung von Budgets und Entscheidungskompetenzen in die Regionen unter Einbindung neuer Akteure birgt also die Gefahr der Überforderung der Beteiligten und der Stärkung gerade solcher lokalen Kapazitäten und Kompetenzen, die der Akquise immer neuer Fördermittel dienen. Eine solche Entwicklung in Richtung „Förderwirtschaft“ stünde der eigentlichen Intention des Modellvorhabens entgegen. Idealerweise finden sich Personen an den richtigen Stellen, die das notwendige Managementgeschick mitbringen, um die neu gewährte Autonomie für das Beschreiten neuer Wege zu nutzen. Dann aber bleibt die Gefahr, dass diese Führungspersonen oder -gruppen einseitig auf bestimmte Strategien setzen, die immer auch ein Risiko des Scheiterns bergen. Die bisherigen Untersuchungen zeigen, dass die Instrumente der politischen Steuerung noch weiter entwickelt werden müssen und der Umgang mit ihnen erst erlernt werden muss, um solchen Gefahren effektiv zu begegnen. Wenn also Politik zunehmend Problemlösungen von den Betroffenen in den Regionen selbst einfordert und zu diesem Zweck neue Institutionen stärkt, die die klassischen Instanzen von Politik und Verwaltung ergänzen, steht sie vor einem schwierigen Balanceakt : Sie muss die Förderung möglichst offen für alle, also einfach und transparent, gestalten und gleichzeitig die gesamtgesellschaftliche Wirksamkeit und Legitimität der Prozesse durch geeignete Steuerungs- und Kontrollinstrumente sicherstellen.////////////Summary In this report the interim results of the accompanying research for the model project LandZukunft of the German Ministry of Food and Agriculture (BMEL) are presented for the years 2012 to 2013. The model project runs from 2012 to the end of 2014 in four of an original 17 German counties in selected peripheral regions and follows three core goals: first the activation of so-called entrepreneurial people for regional development, second the testing of regional budgets and other new financing instruments, and third testing of governance by individually agreed upon, and contractually binding, objectives. In addition, the BMEL hopes to gain new knowledge and ideas from the model project, which could be adopted in other regions. The accompanying research in the first phase was concentrated on the initialised participatory processes and their steering. The competition approach and the approach “Governing by objectives” were primarily studied, and the related strengthening of regional decision-making discretion on the rural development processes assessed. A further emphasis at this early point in time was how successful efforts to mobilize new actors were, which individual and institutional factors played a role here and which impacts the participation had on selected goals and projects. The study was based on a total of 184 structured interviews with the county administrations and related offices in the 17 competition regions and with most participating actors from LandZukunft in the four selected regions. Supplementary documents on the strategy of the regions and the newly created organizational structures, as well as protocols of own participatory observation in conferences and other meetings were evaluated.The evaluations for the competition phase show clearly the hard to overcome tension between the desire, on the one hand, to promote implementable and reliable strategies, and on the other hand, to open additional free spaces for innovative projects and new promotional approaches. The study of the governance approaches in the four selected model regions confirms that open systems of political support promote participation and innovation but at the same time facilitate the influence of partial interests, carry the danger of unsuccessful projects and cause high coordination costs with much uncertainty. Governance via objectives serve the democratic legitimacy, but creates problems due to higher needs for communication between the participants, because innovational experimentation is constrained due to liability risks and because some actors are excluded from the projects at the outset due to the complexity of the processes. The exact study of the participation of new actors shows that support programs like LandZukunft are more demanding in terms of administrative, technical and networking capacities than is often believed. The most successful actors bring with them the experience, the knowledge and the contacts and resources needed to deal with the requirements of the support process. A controlled shift of the budgetary and decision-making competence into the regions by motivation and engagement of new actors also carries the danger of overwhelming the participants. It might also contribute in the first line to the strengthening specifically of such local capacities and competences, which serve the acquisition of new public project funds.Such development towards a “Support Economy” would stand in contrast to the actual intention of the model project. Ideally, persons can be found at the right places with the necessary management talent to use the newly granted autonomy to follow new paths. But then the danger remains that these direct persons or groups concentrate on specific strategies, which always has the risk of failure. The research to date shows that governance instruments must still be further developed and their use must first be learned in order to counter such dangers effectively. Thus if policymakers increase their demand for problem solving from those affected in the regions, and for this purpose strengthens new institutions which supplement the classic authorities of policy and administration, they are confronted with a difficult balancing act: they must make the support as open, meaning simple and transparent, as possible for all, and at the same time secure the total societal impact and legitimacy of the processes with suitable governance and monitoring instruments.

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