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Abstract
Der Artikel stellt Ergebnisse einer attributiv-modularen Ökobilanzierung des Nahrungsmittelverbrauchs
in Deutschland auf Basis konsistenter Umwelt- und Ernährungsdaten vor. Vor dem
Hintergrund einer zunehmenden Umweltrelevanz des Agrar- und Ernährungssektors wird mit den
Ergebnissen einerseits ein Beitrag zur Quantifizierung der entsprechenden Umweltwirkungen
geleistet, andererseits wird der gesellschaftlich heterogene Nahrungsmittelkonsum zum Gegenstand
der ökobilanziellen Betrachtung gemacht. Referenzjahr der Untersuchung ist das Jahr 2006. Als
Datengrundlage dienen neben repräsentativen Verbrauchs- und Verzehrsstatistiken Umweltdaten der Agrar- und Ernährungswirtschaft, die einen top-down-Ansatz im Rahmen der Untersuchung
ermöglichen. Mittels der Methode einer attributiv-modularen Ökobilanz (bzw. Lebenszyklusanalyse)
nach ISO-Norm 14040/14044 wurden folgende Nahrungsmittel nach den soziodemographischen
Parametern Geschlecht und Alter untersucht: Fleisch-, Milch-, Ei- sowie Fischprodukte. Analysiert
wurden folgende Umweltindikatoren: Treibhausgas- und Ammoniakemissionen, Flächenbedarf. Die
betrachtete Prozesskette erschließt sich von der landwirtschaftlichen Produktion bis zum Verkauf der
Produkte an den Endverbraucher (from cradle to store).
Die Ergebnisse zeigen hinsichtlich der untersuchten Umweltwirkungskategorien eine starke Variation
bezüglich des Geschlechts. Der altersgruppen- und geschlechtsspezifische Vergleich mit den
offiziellen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) zeigt große
Einsparpotentiale. Werden die qualitativ und quantitativ verschiedenen Verbrauchsmuster tierischer
Produkte der Männer und Frauen rein quantitativ aneinander angepasst (nivelliert), so zieht das
Verbrauchsprofil der Männer weiterhin höhere CO2e- (+14%) und Ammoniakemission (+12%) nach
sich. Der Flächenbedarf ist um 13% erhöht. Dieser überproportionale Überschuss in den
untersuchten Umwelteffekten der Ernährung der Männer ist maßgeblich auf einen höheren Anteil
umweltintensiverer Nahrungsmittel wie Fleisch- und Wurstprodukte sowie von Butter im
Verbrauchsmuster zurückzuführen. Durch eine qualitative Anpassung des männlichen
Verbrauchsprofils tierischer Produkte an das typische Verbrauchsprofil der Frauen ließen sich
demnach bundesweit 7,5 Mt CO2e- und 26,8 kt Ammoniakemission jährlich einsparen. 7.672 km²
landwirtschaftliche genutzte Fläche würde freigesetzt und stünde für andere Verwendungen zur
Verfügung. Im Vergleich zu den offiziellen Ernährungsempfehlungen der DGE wären die zu
erreichenden Einsparpotentiale noch größer: unter Maßgabe einer ausgewogenen Versorgung der
Bevölkerung mit essentiellen Nährstoffen könnten durch die bundesweite Anpassung an die DGEEmpfehlungen
Einsparungen in Höhe von 24,8 Mt CO2e- und 99,0 kt Ammoniakemissionen erzielt
werden. An landwirtschaftlicher Fläche würden 26.776 km² freigesetzt, die für andere Zwecke zur
Verfügung stünden. The article presents the results of an attributional LCA (life cycle assessment) of the consumption of
animal-based foods in Germany based on consistent agro-environmental and nutritional data. Due to
the increasing environmental relevance of the agri-food sector the project was launched (i) to
quantify related impacts ´from cradle to store´ and (ii) to include the socio-demographic factors
gender and age in the light of official nutrition recommendations in the assessment. Reference year of
the study is the year 2006. The representative data sets in the study used (LEIP et al. 2010, vTI 2011,
MRI 2008, Institute of applied Ecology 2010) allowed a top-down-approach within the analysis. The
attributional LCA was conducted in line with the ISO standard 14040/14044. The following food
groups have been analysed and their impacts have been compared among each other: meat-, milk-,
egg- and fish-products. The analysed impact indicators were: greenhouse gas emissions (GHG) &
ammonia emissions, land usage.
The results show strong variation between the genders and significant saving potentials due to
official nutrition recommendations. Even if the physiologically different consumption patterns of
animal-based foods among men and women are leveled, men show are higher impact for all analysed
impact indicators (GHG +14%, ammonia +12%, land usage +13%). This net CO2e, ammonia and
land surplus is mainly derived by a higher share of meat products, meat and butter in the usual diet of
men. If men would shift qualitatively to the usual diet of women with a lesser share of environmental
intensive animal products 7,5 Mt CO2e, 26,8 kt ammonia emissions could be saved yearly and 7.672
km² agricultural land could be set free. Due to the official nutrition recommendations the savings are
even higher: in accordance with a balanced supply of essential nutrients 24,8 Mt CO2e and 99,0 kt
ammonia emissions could be saved yearly. 26.776 km² of agricultural land would be usable in
another manner.